
EDITORIAL

Liebe Leserinnen, liebe Leser,
selbstbestimmt, vielfältig, naturverbunden: Die Arbeit in der Landwirtschaft kann ein Segen sein. So könnte man meinen, wäre da nicht die Statistik. Während noch vor zwölf Jahren bundesweit 299.100 landwirtschaftliche Betriebe existierten, ist ihre Zahl bis 2020 um zwölf Prozent gesunken. Repräsentative Erhebungen aus 2022 zeigen einen weiteren Rückgang.
Im vergangenen Jahrzehnt gaben jeden Tag etwa zehn Betriebe die Landwirtschaft auf. Ein Grund mag der harte Überlebenskampf sein, dem sich immer weniger Landwirtinnen und Landwirte stellen können und möchten. Ein gewichtiger Grund: Bei 63 Prozent der Höfe fehlt die Nachfolge oder sie ist ungewiss, so die Statistik aus dem Jahr 2020.
„Die Aufgabe der Politik wird es sein, Perspektiven für eine Hofübernahme zu geben“
Der ökologische Landbau gibt Grund zur Hoffnung. Seit 2010 ist die Zahl der Bio-Betriebe in Deutschland um 58 Prozent auf 26.100 gestiegen. Auch gibt es immer mehr junge, motivierte, gut ausgebildete Menschen, die in den Ökolandbau einsteigen möchten. Einigen von ihnen fehlt allerdings der elterliche Hof. Auf der anderen Seite gibt es auch Pionierbetriebe ohne Nachfolge. Aufgabe der Politik wird es sein, beiden Seiten Perspektiven zu geben. Sei es durch finanzielle Unterstützung oder Abbau der Bürokratie. Wer nämlich einen Hof – auch den elterlichen – übernehmen möchte, ist mit Behördendschungel und Juristerei konfrontiert.
Nicht nur wegen der zeitaufwendigen Bürokratie: Über die Zukunft eines Hofes muss man sehr früh nachdenken und sprechen. Denn Zeitdruck ist ein schlechter Ratgeber. Die Beispiele in dieser Ausgabe, ob inner- oder außerfamiliär, haben sich einige Jahre Vorlaufzeit und gute Beratung gegönnt. Ein konstruktives Zusammenwirken der abgebenden und übernehmenden Generation ist ihr Lohn.
